Mit einer kurzen Nachricht hatten wir ja bereits kurz nach dem 8. Leo Meise-Gedenkturnier den Sieg unserer U14-Mannschaft gewürdigt. Hier folgt nun ein sehr ausführlicher Bericht von Jeffrey Paulus und eine große Auswahl an Bildern von dem Turnier und den Veranstaltungen innerhalb des umfangreichen Rahmenprogramms. Viel Spaß beim Lesen!
Über das lange Wochenende am Tag der deutschen Einheit (30.09.-03.10.2016) hat eine Porzer U14-Mannschaft in Hamburg am 8. Leo-Meise-Gedenkturnier teilgenommen. Bei dieser Veranstaltung, die in Erinnerung an einen mit nur 18 Jahren verstorbenen Jugendtrainer vom Hamburger Schachklub (HSK) ausgerichtet wird, werden nationale und internationale 4er-Spitzenmannschaften der Altersklassen U12 und U14 zu einem vollrundigen Turnier über drei Runden und einem reichhaltigen Rahmenprogramm eingeladen. Der HSK hat unsere Mannschaft als amtierenden Deutschen U12-Meister um die Teilnahme gebeten und wir sind dieser Einladung gerne nachgekommen. Mit Alexander und Luca Suvorov sowie Lennert Zyla konnten wir auch drei Jungs der Meistermannschaft für das Turnier begeistern, als vierter Mann sprang sehr kurzfristig nach einer krankheitsbedingten Absage unser passives Mitglied Idris Asadzade ein. Begleitet wurde die Mannschaft von Uli Thiemonds und Jeffrey Paulus.
Nach einer sehr langen und staureichen Anreise erreichten wir am späten Freitagabend unsere Unterkunft, die Jugendherberge Hamburg-Horn, die jedoch mit 24-Stunden-Rezeption, hervorragendem Buffet zu den Mahlzeiten und geräumigen Zimmern eher Hotelstandard präsentierte. Lediglich die typischen Hochbetten erinnerten daran, dass man hier wirklich „nur“ in einer Jugendherberge war.
Ausgeschlafen ging es am Samstagmorgen dann zur 1. Runde in das wenige Kilometer entfernte Vereinsheim des HSK. Ein Blick auf die Startranglisten zeigte, dass ein attraktives Feld zusammengestellt werden konnte. In der U12 waren neben dem HSK noch ein Team aus Wien und Stockholm sowie (aufgrund einer kurzfristigen Absage) noch eine Hamburger „Best of“-Auswahl am Start. In unserer Altersklasse U14 war das Team des HSK in Bestbesetzung leichter Favorit, dahinter folgte die Porzer Mannschaft. Abgerundet wurde das Feld durch eine sehr ausgeglichene Nationalauswahl aus Dänemark (geschwächt durch die Teilnahme von zwei Spielern an der parallel laufenden Jugend-WM in Khanty-Mansiysk) sowie ein Team aus Wien, das jedoch eher als Außenseiter anzusehen war.
In der 1. Runde wurden wir gegen das Team aus Wien gepaart. Unsere Spieler nahmen im Spielsaal im Obergeschoss an den DGT-Brettern Platz, die eine Liveübertragung ins Internet und in das Erdgeschoss des Klubheims ermöglichten – ein toller Service für die Eltern/Trainer daheim und für die Betreuer vor Ort. Nach einer kurzen Begrüßung durch Organisator Daniel Grötzbach und den HSK-Vorsitzenden Christian Zickelbein ging es dann auch auf den 64 Feldern zur Sache. An allen Brettern waren wir mehr oder weniger deutlicher ELO-Favorit und der Kampf nahm seinen erhofften Verlauf. Relativ ungefährdet wurde ein Punkt nach dem anderen geerntet und am Ende stand ein 4:0-Auftaktsieg für uns zu Buche. Am Nebentisch gab es jedoch eine dicke Überraschung – die dänische Auswahl besiegte die zwar nicht in Bestbesetzung angetretene, aber trotzdem noch immer nominell stärkere Mannschaft des HSK mit 2,5-1,5.
Gestärkt von Nudeln mit Tomatensoße, die im Klubheim kredenzt wurden, ging es nachmittags zum angenehmen Teil, sprich dem Rahmenprogramm über. Hier hatte sich das Organisationsteam des HSK einen Besuch des Miniaturenwunderlandes, der größten Modelleisenbahnanlage der Welt, überlegt. Im Vorfeld hatte diese Ankündigung bei unseren Jungs nur für wenig Begeisterung gesorgt und zu einzelnen Fragen geführt, ob man nicht auch in die Jugendherberge gehen könnte, um lieber zu schlafen. Es dauerte ungefähr zehn Sekunden nach Betreten des Areals, und die Stimmung drehte sich um 180 Grad – Begeisterung und Faszination machte sich bei unseren Jungs breit. Die Detailtreue, viele interaktive Knöpfe und immer neue unerwartete Überraschungen waren überwältigend und die angesetzten zwei Stunden für den Besuch vergingen schneller, als es uns lieb war. Mit vielen tollen Eindrücken ging es zum Abendessen zurück in die Jugendherberge. Danach sind wir auf eigene Faust noch einmal in die City gefahren, um unseren Jungs noch etwas von der Stadt zu zeigen. Am Jungfernstieg und dem angrenzenden Rathaus genossen die Jungs weniger das Flair an der Binnenalster, sondern erkannten die Gegend vielmehr als Drehort verschiedener Youtube-Stars wieder (man lernt ja nie aus!). Die ersten Eindrücke des Hamburger Hafens mit einem Spaziergang entlang der Landungsbrücken rundeten jedoch einen erfolgreichen ersten Tag ab.

Sonntagmorgen ging es dann mit der 2. Runde des Turniers weiter und es folgte das Spitzenspiel gegen die Dansk Skak Union. Durch den Vortagessieg der Dänen gegen Hamburg waren unsere Jungs gewarnt und nahmen die Gegner, obwohl nominell alle nur mit ELO-Zahlen zwischen 1800 und 1900 geratet waren, sehr ernst. Alexander legte mit den weißen Steinen eine hervorragende und überzeugende Partie hin, die den Gegner nach nur zwei Stunden zur Aufgabe bewegte. Dann tat sich lange wenig, aber bei Idris‘ Franzosen zeichneten sich klare positionelle Nachteile ab, die der Gegner in einen überzeugenden Angriff münden ließ, der den Dänen den Ausgleich brachte. In der Zeitnotphase konnte Luca dann seine kleinen Vorteile verdichten und in entscheidenden Vorteil ummünzen. Nach der Zeitkontrolle vermeldete Lenny ebenfalls Materialgewinn, sodass wir mit 3:1 auch den zweiten Sieg im zweiten Spiel verbuchen konnten. Im Parallelspiel gewann Hamburg mit demselben Ergebnis gegen Wien, womit vor der letzten Runde klar war, dass uns ein Brettpunkt zum Turniersieg reichten würde.
Am Nachmittag folgte der zweite Teil des Rahmenprogramms, der eine Hafenrundfahrt durch die Speicherstadt und den Hamburger Hafen in einer eigens angemieteten Barkasse vorsah. Der eher kulturelle Teil der Fahrt durch die Speicherstadt war für die Betreuer interessanter als für unsere Jungs, aber im weiteren Verlauf fuhr das Boot auch durch eine Schleuse und vorbei an einem Kreuzfahrtschiff und einem 360 Meter langen Containerschiff. Spätestens da waren wieder staunende Kinderaugen zu sehen und die Fahrt als Erfolg zu werten.
Abends kehrten wir zum HSK-Klubheim zurück, wo ein gemeinsames Grillen den Tagesabschluss bilden sollte. Nach dem Essen wurden unsere Jungs jedoch vom dänischen Team zur Revanche aufgefordert, diesmal allerdings im Tandemschach. In wechselnder Besetzung erwiesen sich die Porzer jedoch den Berichten der Jungs zufolge unverändert als die erfolgreicheren Teams.
Zum Abschluss des Turniers stand zur Morgenstunde (8:00 Uhr!) der entscheidende Kampf gegen den HSK an, der auch mit Blick auf die kommende DVM, bei der der HSK und Porz zwei der Topfavoriten auf den Titel sein werden, besondere Bedeutung hatte. Der HSK trat in Bestbesetzung an und war uns nominell leicht voraus. Es entwickelte sich ein echter Spitzenkampf, bei dem keine Partie vor der Zeitkontrolle entschieden war, während quasi alle anderen Partien in den anderen Begegnungen schon ein Ergebnis gefunden hatten.
Am Spitzenbrett traf Alexander mit Weiß auf die Deutsche Nr. 1 in der Altersklasse U14, Luis Engel, der eine mächtige ELO von 2370 als Visitenkarte vorweisen konnte. Alexander spielte jedoch wie entfesselt und konnte nach etwa drei Stunden eine klare Gewinnstellung erreichen, die er in ein Turmendspiel mit zwei Mehrbauern transformierte. Es schien nur noch eine Frage der Zeit zu sein, bis wir den Turniersieg feiern konnten, doch dann verspeiste Alex einen dritten Bauern, der seinen Turm jedoch so ins Abseits beförderte, dass Luis trotz drei Bauern weniger viel Aktivität entfalten konnte und mit präziser Verteidigung die Partie gerade noch ins Remis steuern konnte – schade! Dadurch wurde der Kampf noch einmal richtig spannend, denn in der Zwischenzeit hatte Lennert seine schwierige Stellung in Zeitnot nicht zusammenhalten können, sodass wir mit 0,5:1,5 in Rückstand gerieten. Bei Idris war vollkommenes Chaos auf dem Brett, und die Betreuer beiderseits rätselten, wie das vermeintlich entstehende Endspiel Turm gegen vier Bauern, die Idris noch übrig hatte, zu bewerten wäre. Der Hamburger Spieler fand jedoch einen Weg, seinen letzten Bauern zu einer Dame umzuwandeln, welche den verbliebenen Bauern von Idris überlegen war. Damit war der Kampf bei einem Zwischenstand von 0,5:2,5 schon verloren, und es lag an Luca, zumindest noch den Turniersieg abzusichern. In einer komplexen strategischen Stellung verblieben beiden Spielern nur noch weniger als zehn Minuten für den Rest der Partie. Durch geschicktes Lavieren mit der Dame konnte Luca diese jedoch in die feindlichen Reihen eindringen lassen, wo sie einen Bauern nach dem anderen schlug. Kurz darauf gab Lucas Gegner auf und unser Mister 100% in Hamburg machte zur allgemeinen Erleichterung den Turniersieg perfekt. Neben einem dicken Siegerpokal erhielten unsere Spieler noch verschiedene Sachpreise aus dem Hause Chessbase.
Insgesamt war die Reise nach Hamburg, neben dem sportlichen Erfolg, ein tolles Erlebnis, das sowohl den Spielern als auch den Betreuern viel Spaß gemacht hat. Die Organisation des Turniers sowie des vielfältigen Rahmenprogramms war vorzüglich – ein dickes Lob an Daniel Grötzbach und sein Team von zumeist Jugendlichen/jungen Erwachsenen aus dem HSK, die alles auf die Beine gestellt haben. Wir würden uns freuen, in Zukunft wieder Gast bei diesem besonderen Turnier sein zu dürfen!
Soweit der Bericht von Jeffrey Paulus. Die genauen Ergebnisse kann man auf der entsprechenden Seite der Jugendabteilung des HSK nachlesen.
Und dann gibt es natürlich noch die versprochenen Bilder.
Hafenrundfahrt
Vereinsheim HSK
Turniersaal
Siegerehrung
Vermischtes