Eigentlich hätte im Dezember 2020 zum fünfzigjährigen Jubiläum der Deutschen Schachjugend zum ersten Mal in der Geschichte die Deutsche Mannschaftsmeisterschaft für Vereinsmannschaften (kurz: DVM) für alle Altersklassen an einem zentralen Ort stattfinden sollen. Doch dann kam Corona und eine solche zentrale Ausrichtung war zunächst einmal vom Tisch.
Doch für die nun stattgefundene DVM griff die Deutsche Schachjugend das Thema noch einmal auf. Und so fand Ende Dezember die DVM erstmalig an einem zentralen Ort statt, nämlich in Magdeburg. Naja, so ganz stimmt das mit ‚zentraler Ort‘ dann doch nicht, denn aufgrund der schieren Größe dieser Veranstaltung (es waren knapp tausend Teilnehmer, dazu noch unzählige begleitende Eltern und Trainer) gab es eine Aufteilung. Während die U20 und die U20w im Hotel IBIS wohnten und ihre Turniere in der Johanniskirche austrugen, spielten alle anderen Altersklassen im Hotel Maritim und waren entweder in ebendiesem oder in der direkt nebenan gelegenen Jugendherberge untergebracht.
Daher auch eine Zweiteilung der Berichterstattung über dieses Groß-Ereignis: Da ich fast ausschließlich bei den jüngeren Altersklassen anwesend war, gibt es zeitnah einen eigenständigen Bericht über unsere U20 getrennt von diesem hier.
Die Anreise am zweiten Weihnachtstag verlief leider alles andere als stressfrei. Und Schuld war dabei nicht die Deutsche Bahn, denn die schaffte es trotz Unterspülung ihrer Gleise zwischen Hannover und Magdeburg, uns annähernd pünktlich nach Magdeburg zu transportieren. Aber mich erreichten am Morgen gleich zwei Absagen (beide betrafen die Altersklasse U16w) und so wurde während der gesamten Zugfahrt heftig hin und her überlegt, wie wir die entstandenen Lücken wieder schließen konnten. Glücklicherweise sagte Thea Brandt noch ganz kurzfristig zu mitzukommen und nachdem Franziska Göb (eigentlich bei der U14 eingeplant) und Hilda Brandt (eigentlich bei der U12w vorgesehen) sich bereit erklärt hatten, die entstandenen Lücken in der U16w zu schließen, hatten wir alle Mannschaften wieder komplett. Vielen Dank an die drei für diese Flexibilität!
Das Turnier selbst verlief dann eher ruhig, mal abgesehen von der Anspannung in den Altersklassen U16w und U20, als es in die entscheidende Phase um die Meisterschaft ging, und bei der ersten U12w, als es darum ging, ob man noch den Sprung auf das Treppchen (also unter die ersten drei) schaffen kann. Leider klappte letzteres knapp nicht, aber die beiden ‚älteren‘ Teams gewannen am Ende beide ihre Altersklasse jeweils ohne den Verlust eines einzigen Mannschaftspunkts.
Damit herzlichen Glückwunsch an unsere U16w und an unsere U20 zum Gewinn der Deutschen Mannschaftsmeisterschaft 2023!!!
Ich möchte an dieser Stelle noch ausdrücklich die mitgereisten Trainer und Eltern/Betreuer erwähnen, die alle einen hervorragenden Job gemacht haben. Vielen herzlichen Dank!
Und ein abschließender Dank geht noch an die Vereine, die durch die Abstellung von Gastspielerinnen dabei geholfen haben, dass wir am Ende trotz der Ausfälle noch alle Bretter der vier Mädchen-Mannschaften passend besetzen konnten: Bielefelder SK (Luna Vogt/U16w), Gütersloher SV (Helena Neumann/U16w), SK Halle (Lilian Schirmbeck/U12w) und Klub Kölner SF (Ananya Prasannavenkatesan/U12w).
Es folgen noch Kurz-Berichte zu unseren einzelnen Teams (jeweils mit offiziellem Mannschafts-Foto), Tabellen der jeweiligen Altersklassen und der Ergebnisse unserer Spieler, sowie eine Bildergalerie.
U10:
Die Altersklasse U10 spielt ein leicht verkürztes Turnier; zwar auch mit sieben Runden, aber in nur drei Tagen und mit deutlich kürzerer Bedenkzeit gegenüber den anderen Altersklassen. Vielleicht lag es an dieser kurzen Bedenkzeit, vielleicht aber auch an einer gewissen Nervosität verursacht durch die doch recht imposante Turnier-Umgebung. Jedenfalls lief es am ersten Tag des Turniers gar nicht, doch die Mannschaft wusste sich zu steigern. Am Ende landete man auf dem 22. Platz (von 40 Mannschaften) und damit genau auf dem Platz, auf dem man zu Beginn des Turniers auch gesetzt war. Das kann man dann wohl als Punktlandung bezeichnen.
U12w:
Seit drei Jahren erlaubt es die Turnierordnung der Deutschen Schachjugend, dass sich in den Mädchen-Klassen auch zweite Mannschaften eines Vereins für die jeweilige DVM qualifizieren können. Nachdem wir das in den vergangenen Jahren mit schöner Regelmäßigkeit bereits in der U16w schaffen konnten, war dies in diesem Jahr zum ersten Mal bei den Jüngeren der Fall.
Die erste U12w spielte eigentlich immer an den vorderen Tischen, hatte in Runde 2 sogar den späteren Deutschen Meister am Rande einer Niederlage und fand sich nach fünf Runden auf Platz 3 wieder. In den letzten beiden Runden gab es dann allerdings zwei bittere weil völlig unnötige Niederlagen. Der schlussendliche 4. Platz ist aber dennoch sicherlich ein Erfolg, war man doch zu Beginn des Turnier nur an Nummer 7 gesetzt gewesen.
Herausragend dabei das Ergebnis unserer Gastspielerin Lilian Schirmbeck (SK Halle 1946), die an Brett 1 mit ihren 7 Punkten aus 7 Partien ein absolut überragendes Turnier spielte. Und das, obwohl sie eigentlich sogar noch in der Altersklasse U10 antreten dürfte.
Die zweite U12w litt sicherlich darunter, dass ihr kurz vor Turnierbeginn eine Spielerin ‚geklaut‘ wurde (siehe oben). Dennoch wehrte sie sich in jedem Kampf tapfer und am Ende standen vier Unentschieden zu Buche. An Platz 19 gesetzt landete man so auf Platz 19, aber mit deutlich weniger Abstand nach oben als zum Tabellenende.
U14:
Die U14 musste ja ebenfalls eine Spielerin an die U16w abgeben (siehe oben) und so mussten die verbliebenen vier SpielerInnen jeweils alle 7 Partien bestreiten. In den ersten Runden lief das auch sehr gut und man spielte ganz oben mit. Unter anderem schaffte man ein Unentschieden gegen den späteren Vizemeister. Doch dann gab es in der zweiten Turnierhälfte einen kleinen Einbruch, den man erst mit einem Schlussrunden-Sieg wieder stoppen konnte. Mit dem 12. Platz (an Nummer 9 gesetzt) blieb das Ergebnis aber absolut im Rahmen.
U16:
Die U16 hatte einen glatten Fehlstart ins Turnier. Während man die Niederlage in der ersten Runde gegen die Nummer 2 des Turniers noch nachvollziehen konnte (wobei in dem Kampf sicherlich mehr drin gewesen wäre), kam die Niederlage in Runde 2 doch etwas überraschend. Zum Glück konnte die Mannschaft sich dann zusammenreißen und punktete in fast allen anderen Runden. Am Ende landete man mit Platz 13 nur einen Rang hinter dem Setzlistenplatz.
Erwähnenswert hier sicherlich die Leistung von Midhulan Aravindan, der nach seiner Niederlage in Runde 1 alle anderen sechs Partien gewinnen konnte und sich damit den Brettpreis an Brett 3 sichern konnte.
U16w:
Auch in der U16w hatten wir uns wieder mit zwei Mannschaften qualifiziert, aber durch die oben erwähnten Absagen wurde das ganze Unterfangen doch ein wenig wackelig. Wenn ich mich richtig erinnere, hatten wir die endgültige Aufstellung der beiden Mannschaften erst ganz kurz vor Meldeschluss (20:00 Uhr am Anreisetag) beisammen.
Aber vielleicht sollte man das ab jetzt immer so kurzfristig machen. 14:0 Mannschaftspunkte, drei von vier Brettpreisen, Deutscher Meister bereits eine Runde vor Schluss (was die Nerven des Mannschaftsführers doch sehr schonte), das alles spricht eine deutliche Sprache. Und das alles, obwohl man sogar zwei Spielerinnen an die U16 bzw. U14 abgeben musste und damit zu Beginn des Turniers ’nur‘ auf Nummer 3 der Setzliste stand. Daher auch an dieser Stelle noch einmal einen riesigen Glückwunsch an dieses überragende Team (Tamila Trunz, Helena Neumann, Clara Brandt und Irene Siegel)! Ich habe selten eine so souveräne Vorstellung während eines gesamten Turniers gesehen.
Wie schon erwähnt, war die zweite U16w die Mannschaft, die von den Absagen am Anreisetag am meisten betroffen war. Fast komplett neu formiert fand man sich an Nummer 15 der Setzliste. Damit geht der Platz 16, den man am Ende erreichte, absolut in Ordnung und man hat sich unter den gegebenen Umständen wacker geschlagen.
U20:
Wie bereits erwähnt, gibt es zu unserem herausragenden Abschneiden einen eigenständigen Bericht, den man hier finden kann. Hier nur der Vollständigkeit halber unser offizielles Mannschaftsfoto:
Tabellen:
Einzelergebnisse:
Alle Ergebnisse, Partien, Impressionen usw. findet man im Turnierportal DVM 2023.